Heimwerkerinnen auf dem Vormarsch
09. Februar 2011 - 12:50 Szene

Allzu überraschend ist die Meldung nicht, aber es ist trotzdem schön, das einmal schwarz auf weiß zu haben: In einer Umfrage, die die GfK im November 2010 durchführte, zeigen sich Frauen als durchaus interessiert am Heimwerken und trauten sich etliche typische Arbeiten im Haus zu. 3000 Frauen ab 20 Jahren wurden dazu in Deutschland, Frankreich und Großbritannien befragt – die Ergebnisse lassen also Rückschlüsse auf die Stimmung in ganz Europa zu. Interessant ist dabei, welche Tätigkeiten im einzelnen auf der To-Do-Liste der Heimwerkerinnen stehen.

Zum anderen fällt auf, dass die Reihenfolge der Tätigkeiten nicht allzu sehr von vergleichbaren Statistiken über heimwerkende Männer abweicht – vielleicht abgesehen von dem starken Schwerpunkt bei Dekoarbeiten. Auch das spricht in erster Linie für die Angleichung der Lebensführung und des Selbstverständnisses von Männern und Frauen. Die Umfrage spiegelt also nichts anderes wieder als die Entwicklung der Gesellschaft, die in allen Lebensbereichen zu beobachten ist.
Soweit also nichts Neues? Doch, durchaus. In einer Pressemitteilung zur Umfrage zieht beispielsweise Bosch eine aus unserer Sicht etwas heikle, zumindest missverständliche Schlussfolgerung aus den Zahlen: Man hält darin kleine und leichte Elektrowerkzeuge für besonders frauentauglich und macht das auch am Verkaufserfolg des hauseigenen Kompakt-Akkuschraubers Ixo fest, dessen Käuferschaft zu 50% aus Frauen bestehe. Gestützt sieht man das durch das Umfrageergebnis, nach dem 68% der Frauen leichte und handliche Elektrowerkzeuge bevorzugen.

Wir wollen damit Bosch nun nicht argumentativ in die Parade fahren. Es ist ganz sicher völlig legitim, Heimwerkerinnen gezielt werblich anzusprechen und dabei Produktvorteile herauszustellen, die manche besonders traditionsbewusste Heimwerker in einer gewissen Fixierung auf Kraft, Leistung und martialische Optik gerne ausblenden. Frauen sehen das alles vermutlich eher nüchtern und tragen weniger Ballast an überlieferten Handwerks-Mythen mit sich herum.
Wovor man sich allerdings hüten sollte und was sich aus unserer Sicht definitiv nicht bewähren könnte, wäre die Etablierung einer Klasse von „Frauen-Werkzeugen“ und „Frauen-Materialien“. Mit dieser Idee sind einige Hersteller und Händler Anfang der 90er Jahre schon einmal auf die Nase gefallen, und gerade die eingangs festgestellte Auflösung festgefügter Rollenverteilungen lässt einen solchen Weg als Sackgasse erscheinen. Wichtiger scheint uns, die gesellschaftliche Realität einfach als Tatsache hinzunehmen und den Gesamtmarkt optimal zu bedienen. Wenn dabei die Erkenntnisse aus der Umfrage unter Heimwerkerinnen berücksichtigt werden, haben am Ende alle etwas davon. [ha]
Fotos, Grafiken: djd/Bosch

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