Mehr Sicherheit beim Türschloss
09. März 2011 - 14:05 Haustechnik
Die meisten Haus- und Wohnungstüren sind heute mit Schließzylindern gesichert, meistens mit einem sogenannten Profilzylinder. Wer sich und sein Eigentum damit sicher fühlt, kann durchaus Recht haben, er kann sich aber auch furchtbar täuschen – denn ebenso wie die Technik stetige Fortschritte macht, lernen auch Einbrecher ständig dazu. Was vor einigen Jahren oder wenigen Jahrzehnten noch als unangreifbar galt, kann heute in Minuten oder gar Sekunden überwindbar sein. Hier einige Tipps, wie Sie ein sicheres und vor allem auch ein sicher eingebautes Schloss erkennen.
Viele Profilzylinder ähneln technisch noch ihrem Urahnen, den Sylvester Wöhrle erfand und den die Hahn AG, eine Vorläuferfirma der heutigen Marke Ikon, 1924 zum Patent anmeldete. Seitdem hat sich allerdings einiges getan. So sind die Profile meist deutliche aufwendiger gefräst und komplizierter angeordnet, die Materialien sind widerstandsfähiger, und natürlich ist auch die am Markt angebotene Vielfalt größer.
All das hilft aber nichts, wenn ein Schloss falsch eingebaut ist. Wichtig ist hier zum einen, dass der Zylinder die richtigen Maße im Verhältnis zur Türblattdicke hat, zum anderen muss auch ein passendes, hochwertiges Türschild oder eine passende Schlossrosette montiert sein. Beides sorgt dafür, dass das Schloss bündig abschließt.
Steht der Zylinder heraus, dafür reichen schon Überstände von mehr als 3 mm, dann lässt er sich von außen abreißen. Profis benutzen dafür ein sogenanntes Knackrohr, aber Gelegenheitstäter können auch schon mit einer billigen Zange ein derart falsch montiertes Schloss abbrechen. Wo dagegen kein Überstand vorhanden ist, gibt es auch keinen Angriffspunkt für die Zange.
Eine weitere beliebte Angriffsmethode ist das Aufbohren des Zylinderkerns. Moderne Schlösser sind mit einem Anbohrschutz dagegen gesichert. Kombiniert ist das oft mit einem Ziehschutz. Erkundigen Sie sich beim Schlosskauf danach.
Zerstörungsfreie Methoden
Was aber, wenn das Schloss nicht geknackt, sondern einfach aufgeschlossen wird? Die Gefahr liegt näher, als man denkt. Allzu achtlos verwahrte Schlüssel werden gerne kopiert. Das geschieht häufiger in Gewerberäumen als in Privatwohnungen, aber auch dort ist man nicht ganz sicher davor. Schützen kann man sich dagegen, indem man die Schlüssel stets sorgfältig verwahrt und nicht ohne Not aus der Hand gibt. Übrigens ist das Kopieren umso schwerer, je aufwendiger das Schließprofil gestaltet ist. Mehr Sicherheit kann auch eine zum Schloss gehörige Code-Karte geben. Während der Schutzfrist dieses Codes wird kein seriöser Schlüsseldienst einen Schlüssel kopieren, der ohne die Karte vorgelegt wird. (Nachtrag: Dem widerspricht dieses aktuelle Urteil.)
Berücksichtigen sollte man auch den Schlüssel, den man dem Nachbarn überlässt, etwa zum Blumengießen während des Urlaubs. Befestigen Sie daran kein Namensschild, und bitten Sie auch den Nachbarn, das zu unterlassen. Denn wird, wie der Zufall es will, bei ihm eingebrochen, erhält der Einbrecher sonst gleich einen Hinweis und das nötige Werkzeug für sein nächstes Angriffsziel.
Dass man keinen Ersatzschlüssel irgendwo in Eingangsnähe unter Blumentöpfen oder Zierfiguren versteckt, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Das sind die Stellen, an denen Ganoven zuerst nachsehen. Selbst wenn Sie Ihr Versteck für noch so raffiniert halten – rechnen Sie damit, dass es einem erfahrenen Einbrecher wohlbekannt ist. Sie riskieren damit übrigens nicht nur Ihr Hab und Gut, sondern meist auch den Schutz der Hausratversicherung. Sind keine Einbruchspuren zu entdecken, weigern sich die Gesellschaften in der Regel, den Schaden zu ersetzen.
Solche Spuren sind bei einer weiteren zerstörungsfreien Methode, dem sogenannten Lockpicking, zwar in einigen Fällen kriminaltechnisch nachzuweisen, verlassen sollte man sich aber nicht darauf. Beim Lockpicking manipuliert der Täter mit speziellem Sperrwerkzeug die einzelnen Sperrstifte im Zylinder, bis er den Kern mit dem Sperrhaken drehen kann. Mit raffiniert gestalteten Zuhaltungen, zusätzlichen Magneten oder gar elektronischen Bauteilen versuchen die Schlosshersteller das Picken eines Zylinders zwar zu verhindern, jedoch gibt es dabei einen ständigen Wettlauf zwischen Schlossproduzenten und Einbrechern. Auch wenn es deshalb keine absolute Sicherheit geben kann, lohnt es sich doch, aktuelle Technik zu kaufen statt eine Konstruktion auf dem Stand von vorgestern – denn dafür sind mit großer Sicherheit schon spezialisierte Picks im Umlauf.
Erfolgreicher sind die Hersteller bei der Abwehr von Angriffen mit Schlagschlüsseln oder Bumpkeys. Bei simpel konstruierten Zylindern werden sie ins Schloss gesteckt, erhalten bei gleichzeitiger Drehung einen wohldosierten Schlag mit einem harten Gegenstand, und schon rutschen die Sperrstifte in Öffnungsposition. Kaufen Sie ein hochwertiges aktuelles Schloss, dann ist die Gefahr eines solchen Angriffs weitgehend gebannt. Erkennen können Sie entsprechende Schlösser beispielsweise an einer VdS-Zulassung. Aber auch eine Beratung durch einen Fachhändler für Sicherheitstechnik oder bei den Beratungsstellen der Kriminalpolizei führt Sie zum richtigen Produkt. Bei den Beratungsstellen erhalten Sie im Rahmen eines kostenlosen Gesprächs darüber hinaus auch Hinweise für ein Gesamtkonzept zur Sicherung Ihres Eigentums.
Aufs Gegenstück achten – das Schließblech
Das Schloss ist auf dem neuesten Stand und mit einem einbruchhemmenden Türschild gesichert? Dann ist doch eigentlich alles in Butter. Nein, ist es nicht: Die Stelle, an der der Riegel des Schlosses in den Türrahmen eingreift, das Schließblech nämlich, entpuppt sich allzu oft als weiterer Schwachpunkt. Ist es zu billig gefertigt oder nicht richtig verankert, muss sich ein Täter gar nicht erst um das Schloss kümmern, er hebelt die Tür einfach auf oder reißt mit einigen Metern Anlauf und einem beherzten Sprung gegen die Tür das Schließblech aus dem Rahmen.
Wichtig deshalb: Das Schließblech sollte mit langen Dübeln und Schrauben bis tief ins Mauerwerk hinein verankert werden. Erst dann können im Zusammenspiel Blech und Schloss ihre Stärken ganz ausspielen. Fein raus sind natürlich Hausbesitzer, deren Eingangstür eine Stahlzarge besitzt. Die ist in aller Regel fest verankert, und das integrierte Schließblech lässt sich nur schwer angreifen. [ha]
Fotos: djd/ASSA ABLOY Sicherheitstechnik, ASSA ABLOY Sicherheitstechnik
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