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Unfall mit Sekundenkleber – Ruhe bewahren

Ältere Dame klebt einen Tassen-Henkel wieder an
Sekundenkleber sind heute nahezu in jedem Haushalt anzutreffen. Die Klebstoffe auf Cyanacrylat-Basis verbinden zahlreiche Stoffe innerhalb kürzester Zeit – das ist einfach praktisch. Zu diesen Stoffen zählen allerdings auch die menschliche Haut, Haare, Augen und Mund. Das kann ebenso fix gehen wie das beabsichtigte Verbinden von Werkstücken. Über versehentliche Verklebungen beim Umgang mit Sekundenkleber kursieren deshalb etliche Schreckensgeschichten. Die meisten davon haben zwar einen wahren Kern, trotzdem sollte man sich davon nicht ins Bockshorn jagen lassen: Wenn man Ruhe bewahrt und richtig reagiert, verlaufen Unfälle mit Sekundenklebern meist weitaus glimpflicher als befürchtet.

Die wichtigste Grundregel bei einem Missgeschick: Nicht in Panik geraten, und vor allem nicht versuchen, die betroffenen Partien des Körpers mit Gewalt voneinander zu lösen! Was aber statt dessen tun? Hierzu gibt der Industrieverband Klebstoffe einige hilfreiche Tipps:




Haut klebt auf Haut


Oft sind hier die Finger betroffen. Wenn sie sich bei vorsichtigen Bewegungen nicht mehr auseinander lösen lassen, hilft Pflanzenöl – also Rapsöl, Maiskeim-, Oliven- oder Sonnenblumenöl, wie sie in den meisten Haushalten als Salatöl vorhanden sind. Tragen Sie das Öl reichlich auf die verklebte Stelle und rundherum auf und lassen es einwirken. Nach einer Weile lässt sich der Klebstoff vom Rand her ablösen. Eventuell müssen Sie weiteres Öl auftragen und wieder einwirken lassen.

Ist kein Öl greifbar, weichen Sie die verklebte Haut gründlich in warmem Seifenwasser ein. Auch dabei quillt die Oberhaut leicht auf und verliert nach und nach die Haftung zum Klebstoff. Mit einem dünnen, aber stumpfen Gegenstand – etwa einer Pinzette – können Sie dann nach und nach die Verklebung lösen. Bei Bedarf zwischendurch wieder einweichen.

Achtung: Versuchen Sie nicht, den Klebstoff mit Lösemitteln zu beseitigen. Aceton, Verdünnung, Testbenzin und Konsorten wirken auf der Haut schlecht und schaden ihr mehr als sie im konkreten Fall nützen.


Haare kleben an der Kopfhaut oder aneinander


Das ist vor allem ein kosmetisches Problem. Beschleunigen lässt sich das Ablösen des Klebstoffs, wenn man den Kopf und die Haare normal wäscht und anschließend auf die verklebte Stelle großzügig Hautschutzöl aufträgt. Das Ganze lässt man über Nacht einwirken, wiederholt den Auftrag gegebenenfalls und wartet ab, bis sich der Sekundenkleber von der Kopfhaut löst.


Verklebungen am und im Mund


Sind die Lippen betroffen, gilt ganz besonders der Rat, keine Gewalt anzuwenden. Die Haut der Lippen ist empfindlich und würde dabei verletzt werden. Statt dessen spült man die Lippen von außen mit reichlich warmem Wasser und schiebt von innen gleichzeitig Speichel dagegen. In den meisten Fällen kann man dann mit vorsichtigen Bewegungen von Mund und Lippen die Verklebung lösen. Anschließend lassen sich die Reste des Klebstoffs mit fett- oder ölhaltigen Hautpflege-Produkten entfernen.

Ist Sekundenkleber in den Mund gelangt, besteht ebenfalls kein Grund zur Panik. Da Cyanacrylat durch Wasserzugabe härtet, und davon ist im Mund reichlich vorhanden, verfestigt sich der Kleber sofort und kann kaum verschluckt werden. Nach ein bis zwei Tagen ist der Kleber durch den Speichel von der Mundschleimhaut gelöst und kann ausgespuckt werden. Achten Sie darauf, dass abgelöste Reste nicht versehentlich in die Atemwege gelangen.


Verklebte Augen


Sind die Augenlider verklebt, sollten Sie sofort einen Augenarzt aufsuchen. Zuvor spülen Sie das Auge soweit möglich mit warmem Wasser und decken es mit einer befeuchteten Kompresse aus dem Erste-Hilfe-Kasten ab. Augenärzte verfügen über spezielle Spüllösungen, mit denen sich die verklebten Partien deutlich schneller lösen als mit Hausmitteln.

Sind die Wimpern miteinander verklebt, lässt sich der Löseprozess mit Öl beschleunigen. Das aber muss augen- und schleimhautverträglich sein. Lassen Sie hier sicherheitshalber auch einen Arzt die Sache begutachten.


Wie Sie sehen, hilft bedachtes Vorgehen in den meisten Fällen sehr zuverlässig. Die chirurgische Trennung verklebter Körperteile ist nur in sehr seltenen Fällen notwendig. Meist können Sie – im wörtlichsten Sinne – das Problem selbst lösen.

Eins sollten Sie aber in jedem Fall auch beachten: Sekundenkleber gehören nicht in Kinderhände! Kindern fällt es zum einen schwerer, überlegt zu reagieren, zum anderen lassen sie im Eifer des Gefechts schon bei der Anwendung schneller die gebotene Vorsicht außer Acht. Und: Kinder brauchen in der Regel keinen Sekundenkleber. Für Klebearbeiten, die Kinder ausführen, gibt es eine ganze Reihe ungefährlicher Klebstoffe, die sich einfacher verarbeiten lassen.

Mehr Informationen rund ums Kleben finden Sie auf der Seite www.klebstoffe.com. Hier können Sie auch ein Merkblatt als PDF herunterladen, in dem Sie alle Erste-Hilfe-Maßnahmen für Unfälle mit Sekundenkleber übersichtlich zusammengefasst nachlesen können. [ha]


Foto: Industrieverband Klebstoffe
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