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Holz aus dem Stausee

Taucher bei der Bergung von Stausee-Holz

Es klingt wie eine echte Abenteuergeschichte: In einem südamerikanischen Stausee von der dreifachen Größe des Bodensees wird ein versunkener Urwald entdeckt. Bei der Errichtung des Staudamms Anfang der 1960er Jahre wurde er nicht gerodet, sondern lag Jahrzehnte unter Wasser. Seit einigen Jahren wird dieses Holz nun aus dem See geborgen und für vielfältige Anwendungen genutzt – wegen seiner hohen Resistenz unter anderem als Konstruktionsholz für den Garten. In diesem Fall ist die Bergung und Verwendung des Tropenholzes auch nicht ökologisch fragwürdig, sondern scheint im Gegenteil auch unter Umwelt-Gesichtspunkten durchaus sinnvoll.



Der Blommesteinsee, auch als Brokopondomeer bekannt, liegt in Surinam, einem kleinen Land im Nordosten Südamerikas, das an Brasilien und Französisch-Guayana grenzt. Von 1960 bis 1964 wurde der See angelegt, vor allem um Strom für die Aluminium-Produktion zu erzeugen. Den Wald ließ man seinerzeit einfach stehen, da man den Wert des Holzes nicht erkannte oder ihn unterschätzte.

Holzdeck an einem Pool
Seitdem sind die Bäume überflutet, was die Nutzbarkeit der teils seltenen Hölzer jedoch nicht beeinträchtigte, sondern in einigen Aspekten sogar interessanter macht: So ist das Holz der Bäume durch die lange Lagerung im Wasser besonders stabil gegen Dimensionsänderungen wie Quellen und Schwinden. Auch wurden über die Jahre einige Inhaltsstoffe ausgewaschen, die sonst beim verbauten Holz häufig für unschöne Verfärbungen verantwortlich sind.

Abgebaut wird das Holz durch Taucher, die von kleinen Booten und Flößen aus operieren. Da die Stämme meist schwerer als Wasser sind, werden sie mit aufblasbaren Luftsäcken an die Seeoberfläche geholt, nachdem sie mit pressluftbetriebenen Kettensägen in bis zu 35 m Tiefe gefällt wurden. Die Weiterverarbeitung findet in einem Sägewerk am Seeufer statt, die Energie für den Betrieb und für die Trocknung des Holzes liefert ein Heizkraftwerk, das mit den Abfällen der Holzverarbeitung betrieben wird.

Terrasse aus Stausee-Holz
Der deutsche Generalimporteur, F. W. Barth & Co. aus dem niederrheinischen Korschenbroich, sieht in der Verwendung des Stauseeholzes handfeste ökologische Vorteile: Es wird kein lebender Wald gerodet, die zerstörerischen Auswirkungen auf Fauna und Flora entfallen damit. Auch gibt es keinen Landschaftsverbrauch durch das Anlegen von Zufahrtswegen. Und schließlich nicht zu vergessen: Wenn das Holz aus dem See geholt wird, kann es dort nicht unter Wasser verrotten und dabei im großen Umfang Methangase erzeugen. Zu diesem Schluss kommt auch Professor Dr. Michael Köhl vom Zentrum Holzwirtschaft der Universität Hamburg in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2007. Die Zertifizierung durch die Rainforest Alliance ist derzeit in Arbeit, das FSC-Siegel ist beantragt.

Die im See lagernden Holz-Mengen sind übrigens nicht zu vernachlässigen – unter Wasser vermutet man 10 Millionen Kubikmeter Holz, ein Vorrat, der über die nächsten 50 Jahre kontinuierlich Nachschub liefern kann.

Mehr über das Holz aus dem Stausee können Sie auf der Seite www.stauseeholz.de nachlesen. Über die Aktivitäten und das Produktprogramm des Importeurs informiert www.barth1873.de. [ha]


Fotos: Barth/HLC
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