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Risiko: Schnee auf dem Dach

Auf Gefahren durch hohe Schneelasten weist der TÜV Rheinland in einer aktuellen Meldung hin. Vor allem Flachdächer und Schrägdächer mit geringer Neigung seien betroffen. Vielen sind wohl noch die erschreckenden Bilder der vor knapp 5 Jahren eingestürzten Eissporthalle in Bad Reichenhall vor Augen – hier kamen seinerzeit 15 Menschen ums Leben, etliche weitere wurden verletzt. Damit sich derartige Unfälle nicht bei privaten Wohnungsbauten ereignen, sollten sich Hauseigentümer über besonders riskante Konstellationen und vorbeugende Maßnahmen informieren.



Manfred Schultheiß, TÜV-Experte für Bautechnik, sieht vor allem Szenarien als gefährlich an, bei denen der Schnee nass oder verdichtet ist und so ein deutlich höheres spezifisches Gewicht aufweist als lockerer Pulverschnee. Dazu kann es beispielsweise kommen, wenn es auf Schneeschichten regnet und dadurch der Schnee nass und mit Wasser gesättigt wird. Aber auch Tauperioden, die sich mit Frost abwechseln, führen zu einer verdichteten Schneedecke – immer dann, wenn bei Tauwetter der Schnee zusammenfällt und dann wieder gefriert, können sich im Extremfall sogar massive Eisschichten bilden, die ebenfalls erheblich schwerer sind als lockerer Schnee.

Gefahr droht allerdings nicht nur vom Wetter. Eine schlechte Dämmung führt in ungünstigen Fällen ebenfalls dazu, dass der Schnee antaut – dann eben von der Dachfläche her – und bei fallenden Temperaturen in einem kompakten Gefüge wieder gefriert. Defekte oder verstopfte Anlagen zur Dachentwässerung hindern Tauwasser oder Regen am Ablaufen; auch hier bilden sich bei Frost dann Eisschichten.

Was ist zu tun? Die naheliegende Lösung: das Dach räumen. Das ist jedoch nicht so trivial, wie man denken mag. Zuerst muss geklärt werden, ob das Dach überhaupt ohne Eigengefährdung begehbar ist. Dächer, bei denen bereits eine Überlast zu befürchten ist, dürfen gar nicht betreten werden – jede Person bringt hier zusätzliches Gewicht auf die Konstruktion. Zudem sollte man die bei Dacharbeiten grundsätzlich notwendigen Sicherheitsvorkehrungen treffen, also vor allem die arbeitenden Personen sichern. Weiterhin sind beispielsweise Oberlichter zu kennzeichnen, die beim Betreten einbrechen und zum tödlichen Absturz führen können. Beim eigentlichen Räumen sollte man von mehreren Stellen aus gleichmäßig arbeiten, um eine einseitige Belastung des Gebäudes zu vermeiden. Der Schnee muss dann auch sofort vom Dach geschafft werden – das Aufhäufen des geräumten Materials an einer Stelle verbietet schon der gesunde Menschenverstand.

Denken Sie immer daran, sich und andere nicht in Gefahr zu bringen! Wenn Sie also unsicher über das Vorgehen sind, holen Sie sich unbedingt fachlichen Rat. Wissen Sie nicht genau, dass Sie der Aufgabe wirklich gewachsen sind, sollten Sie immer einen Fachmann beauftragen. Eine Anlaufstelle sind beispielsweise Dachdecker- und Zimmererbetriebe, die sich mit Arbeiten auf dem Dach auskennen, eventuell die Räumung selbst durchführen oder gegebenenfalls auch einen spezialisierten Dienstleister empfehlen können. Statiker informieren ebenfalls über die Risiken großer Dachlasten. Auch der TÜV kann Sie unterstützen, beispielsweise mit einer professionellen Schneelastmessung und einer Beratung zum weiteren Vorgehen.

Seltener betroffen von zu hohen Schneelasten sind in der Regel Häuser mit Steildächern, denn von ihnen rutscht der Schnee im Zweifelsfall eher ab, als Schäden am Dach zu verursachen. Genau das sollte man aber als Hauseigentümer ebenfalls im Auge behalten. Dachlawinen können Passanten oder auch Sachwerte gefährden. Besonders viel Schaden können auch hier verdichtete Schneeschichten oder massives Eis verursachen. Nicht vergessen sollte man auch Eiszapfen, die abbrechen und dann zu schweren Verletzungen führen können, wenn sie unten jemanden treffen.

Die Entstehungsbedingungen für Eisschichten und Zapfen sind die gleichen, wie sie der TÜV für Flachdächer nennt. Auch hier ist, gegebenenfalls nach dem Einholen eines fachlichen Rats, zu überlegen, ob man das Dach vorsorglich räumt – das sollte man dann aber möglichst immer einem Spezialisten überlassen, denn ein verschneites oder vereistes Steildach zu betreten, ist noch deutlich gefährlicher als die Arbeit auf einem Flachdach. [ha]


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