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Dachkonstruktion für Dachgärten

Dachgarten, extensiv begrünt

Etliche Flachdächer in Deutschland eignen sich dazu, eine Dachterrasse, eine Dachbegrünung oder sogar einen aufwendig gestalteten Dachgarten darauf anzulegen. Das bietet nicht nur einen hohen Erholungswert für die Bewohner, sondern holt zudem ein Stück Grün zurück in die Stadt. Bei der Anlage eines Dachgartens sind allerdings nicht nur die Bedürfnisse der Pflanzen zu berücksichtigen, sondern es gibt auch rechtliche und bautechnische Voraussetzungen zu erfüllen. Einige wesentliche Bedingungen haben wir hier zusammengestellt.



Rechtliche Voraussetzungen und Statik


Ob es sich überhaupt lohnt, in die Planung für eine Dachbegrünung einzusteigen, erfahren Sie bei der zuständigen unteren Baubehörde. Dort können Sie den für die betreffende Straße gültigen Bebauungsplan einsehen und in Erfahrung bringen, ob die Gemeinde Bedingungen für die Anlage eines Dachgartens stellt. In vielen Fällen wird man nichts dagegen einzuwenden haben, abgeklärt werden muss dieser Punkt trotzdem. Die Gemeinde wird auch wichtige Hinweise geben, etwa ob und in welcher Höhe ein Geländer oder eine Umfassungsmauer anzulegen sind.

Der zweite Weg sollte zum Statiker führen. Wenn das Dach begangen oder bepflanzt werden soll, muss es eine erhöhte Tragfähigkeit aufweisen. Der Statiker (in der Fachsprache: Tragwerksplaner) kann berechnen, ob die Dachkonstruktion die durch Pflanzen, Bodenaufbau und sich dort aufhaltende Menschen entstehende zusätzliche Last überhaupt tragen kann oder ob durch zusätzliche Maßnahmen das Dach verstärkt werden muss.


Schichtaufbau: Das Umkehrdach


Grafik Schichtaufbau für einen Dachgarten
Für ein begrüntes Dach oder einen Dachgarten hat sich das sogenannte Umkehrdach als Basis bewährt. Woher kommt dieser Begriff? Bei der klassischen Bauweise eines Flachdachs, das als sogenanntes Warmdach ausgeführt ist, also eine nicht hinterlüftete Dämmung aufweist, liegt die Dämmung auf der trockenen Seite der Dachhaut, also im Inneren des Hauses. Beim Umkehrdach ist die Sache umgekehrt: Hier liegt die Dämmung auf der nassen Seite, also außen über der eigentlichen Abdichtung.

Das Umkehrdach bietet verschiedene bautechnische Vorteile, etwa die leichtere Zugänglichkeit bei Reparaturen oder den Schutz der Abdichtung vor Temperaturschwankungen und mechanischer Beschädigung. Der Nachteil des Umkehrdachs, dass Wasser unter die Dämmschicht fließen und deren Wirkung herabsetzen kann, lässt sich durch einen geschickten Schichtaufbau ein gutes Stück abmildern. Dieser Schichtaufbau sieht beim begrünten Dach folgendermaßen aus:

Verlegen einer XPS-Dämmlage
Auf der obersten Geschossdecke liegt die wurzelfeste Dachabdichtung über einer Trenn- und Schutzlage. Darauf kommt die Wärmedämmung. Sie muss aus einem wasserunempfindlichen Dämmstoff bestehen. Oft verwendet man dafür extrudiertes Polystyrol (XPS), einen aufgeschäumten Kunststoff, der einen guten Dämmwert aufweist und sehr druckstabil ist.

Auf diese Dämmschicht kommen nacheinander ein Rieselschutzvlies, eine Drainageschicht und eine Filtermatte. Damit wird der größte Teil des Regenwassers (beim Dachgarten auch des Gießwassers) bereits oberhalb der Dämmung abgeleitet und kann so die Dämmwirkung nicht beeinträchtigen. Natürlich muss für das abgeleitete Wasser auch eine Abflussmöglichkeit vorgesehen werden.

Auf der Filtermatte schließlich kann Erde oder Magersubstrat liegen, um die Bepflanzung zu ernähren. Will man eine Terrasse anlegen, kommt statt dessen beispielsweise eine Schicht Splitt zum Einsatz, in die man Terrassenplatten bettet. Und natürlich lässt sich beides auch kombinieren. Beschwert werden müssen Dämmung und Drainage in jedem Fall, damit sie bei starkem Wind oder Sturm mit entsprechendem Windsog nicht davonfliegen.


Extensiv oder intensiv begrünen


Frau bei der Pflege des Dachgartens
Grün auf dem Dach kann auf zweierlei Arten realisiert werden. Ein echter Dachgarten mit Blumen, Sträuchern oder gar Bäumen bildet eine sogenannte Intensivbegrünung. Sie benötigt ähnlich viel Pflege wie eine Bepflanzung auf Balkon oder Terrasse. Beispielsweise muss bei längeren Trockenperioden regelmäßig gegossen werden. Auch müssen bei Gehölzen Maßnahmen zur Eindämmung des Wurzelwerks ergriffen werden. Dafür lässt sich der Dachgarten abwechslungsreicher und interessanter gestalten.

Die Extensivbegrünung dagegen setzt meist auf ein Magersubstrat, also etwa eine nährstoffarme Mischung aus Erde und Steinen, auf dem genügsame Pflanzen wie Moos, bestimmte Gräser oder mehrjährige Sedum-Arten wachsen. Diese Pflanzen brauchen keine Bewässerung und keinen Dünger, sondern kommen mit dem aus, was die Natur zur Verfügung stellt.

Pflegemaßnahmen wie Jäten sind unnötig – eine mehrwöchige Trockenperiode im Sommer sorgt meist dafür, dass unerwünschte Pflanzen wieder verschwinden. Man sollte lediglich einmal im Jahr durch Flugsamen entstehende Gehölze ausjäten, da diese durch ihre Wurzeln den Schichtaufbau beschädigen könnten. Vor allem Ahornsamen keimen gerne auf Gründächern. Zudem sollte man alle ein bis zwei Jahre den Wasserabfluss inspizieren – er darf nicht durch hineinwuchernde Pflanzen oder eingeschwemmtes Material blockiert werden.

Ganz gleich, ob man den Dachgarten oder die Dachbegrünung mit extensiver oder intensiver Bepflanzung anlegt – die grüne Oase mit Blick über die angrenzende Stadtlandschaft ist ein Erholungsort mit unvergleichlichem Flair. [ha]


Fotos, Grafik: djd/XPS
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