Klassische Fensterläden selbst bauen
Traditionelle Fensterläden aus Holz geben Ihrem Haus ein ganz neues Gesicht: ländlich, gemütlich, echt. Statt sie vom Fensterbauer für viel Geld herstellen zu lassen, kann man die Klappläden auch selbst bauen. Das gelingt mit einem noch überschaubaren Werkzeugpark und recht preiswertem Material. In unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung erklären wir den Nachbau anhand zahlreicher Fotos.
Übersicht
- Benötigtes Material
- Ausmessen und zuschneiden
- Gratleiste als Querfries anbringen
- Fensterläden fertigstellen
- Montage an der Hauswand
Fensterläden bauen Schritt für Schritt
Das brauchen Sie
Materialien und Werkzeuge:
- Profilbretter (Nut und Feder) gehobelt, Fichte oder Lärche, mindestens 25 mm dick, Länge und Anzahl nach Fenstergröße, Hölzer für Gratleisten 100 mm x mindestens 25 mm (wie Fensterläden), Anschlagleiste
- Ladenbänder, Kloben, Schlossschrauben mit Hülsenmuttern, Ladenfeststeller, Ladenverschluss, Befestigungsmittel passend zum Material der Hauswand, div. Schrauben
- Handkreissäge oder Tischkreissäge, Oberfräse mit Parallelanschlag und Schwalbenschwanzfräser, Schwingschleifer oder Exzenterschleifer, Schlagbohrmaschine, Akkuschrauber, Bohrer, Schrauberbits, Schraubzwingen, Umschaltknarre, Gabelschlüssel, Handhobel, Zollstock, Schreinerwinkel, Bleistift, Führungsleiste zum Fräsen, Restholz für Zulagen
Ausmessen und zuschneiden
Als erstes müssen Sie sich entscheiden, ob Sie einschlagende oder aufschlagende Fensterläden bauen möchten. Einschlagende Läden sitzen im geschlossenen Zustand komplett innerhalb der Maueröffnung, aufschlagende Läden sitzen außen vor der Öffnung und ragen ein wenig darüber hinaus. Der Unterschied ist im Wesentlichen optischer Natur, ein kleiner Vorteil des einschlagenden Ladens ist der erhöhte Einbruchschutz: Versucht man die Ladenbänder aus den Kloben zu hebeln (diese beiden Elemente bilden das Scharnier, mit dem der Laden angeschlagen ist), dann stößt der Holzladen oben an die Laibung – der Einbruchsversuch misslingt. Wir zeigen hier den Bau eines einschlagenden Ladens.
Messen Sie zuerst die Fensteröffnung aus. Wichtig ist dabei die lichte Weite zwischen den Laibungen und die lichte Höhe der Öffnung von der äußeren Fensterbank bis zum Sturz. Dieses Maß abzüglich umlaufend ca. 4 mm Luftspalt und einem Luftspalt zwischen den Ladenhälften bestimmt die Maße der Läden. Sie sollten die Laibungsbreite und -höhe übrigens jeweils an mehreren Stellen messen, denn Mauerwerkskanten sind nicht immer gerade. Ergeben sich hier Abweichungen, dann gilt das jeweils kleinere Maß.
Im nächsten Schritt setzen Sie die Fensterläden mit einigen Zentimetern Übermaß aus den Profilhölzern zusammen. Das Übermaß brauchen Sie aus zwei Gründen: Oben und unten, um den zusammengesetzten Laden gerade schneiden zu können, und rechts und links, um außen die Profilverbindungen (Nut und Feder) abschneiden zu können. Markieren Sie die Breite des fertigen Ladens auf den jeweils äußeren Profilbrettern. Legen Sie dabei die Markierungen nach Möglichkeit so, dass die Bretter schön vermittelt sind, das sieht später besser aus, als wenn an einer Seite ein breites und an der anderen Seite ein sehr schmales Brett verläuft. Die angezeichneten Bretter schneiden Sie dann mit der Tisch- oder Handkreissäge auf Breite.
Nun stecken Sie die Bretter wieder zusammen, legen sie an einer Längskante der Werkbank an und spannen sie für die weitere Bearbeitung mit zwei langen Schraubzwingen zusammen. Jetzt können Sie auch die Höhe mit je einer Linie oben und unten markieren – aber noch nicht abschneiden!
Gratleiste als Querfries anbringen
Die Profilbretter werden nicht miteinander verleimt, sondern ganz traditionell mit sogenannten Querfriesen verbunden. Markieren Sie zunächst deren Position. Dazu zieht man von den oberen und unteren Höhenmarkierungen aus jeweils eine parallele Linie im Abstand von 20 cm. Von da aus wird jeweils eine weitere parallele Linie im Abstand der Querfriesbreite angezeichnet – in unserem Fall sind das 10 cm. Dieser Bereich muss nun für die Gratleiste ausgefräst werden, und zwar mit einem sogenannten Schwalbenschwanzprofil. Dabei entsteht eine Nut, die sich nach unten hin, also ins Holz hinein, verbreitert – sie wird auch Gratnut genannt.
Die Nut wird mit der Oberfräse hergestellt, in die ein Schwalbenschwanzfräser eingespannt ist. Stellen Sie die Frästiefe so ein, dass die Tiefe der Nut einem Drittel der Holzstärke entspricht. Um gerade fräsen zu können, spannen Sie einen Anschlag auf das Holz, an dem entlang die Grundplatte der Oberfräse geführt wird. Beachten Sie dabei aber: Die oben in 10 cm Abstand angezeichneten Maße entsprechen der Breite des Nutgrunds, an der Holzoberfläche ist die Nut etwas schmaler. Messen Sie also die Entfernung vom größten Außenradius des Fräsers bis zur geraden Anlegekante der Oberfräsen-Grundplatte. Das ist der Abstand, in dem die Führungsleiste von der Markierungslinie entfernt aufs Holz gespannt wird.
Tipp: Wenn Sie beim Maßnehmen unsicher sind oder weniger Erfahrung im Umgang mit der Oberfräse haben, dann führen Sie in Resthölzern ein paar Probefräsungen aus – Sie bekommen so ein besseres Gefühl für die Funktion der Maschine.
Nach der ersten Fräsung sieht das Holz aus wie auf dem linken Foto. Sie sehen sofort: Die Nut muss noch deutlich breiter werden. Um das zu erreichen, versetzt man den Führungsanschlag ein Stück und fräst mit gleicher Tiefeneinstellung wie zuvor einen weiteren Durchgang. Wie weit Sie versetzen müssen, hängt vom verwendeten Fräser ab, im gezeigten Fall waren es 15 mm. Dabei ist es übrigens günstig, wenn der Anschlag ausreichend breit ist, um nicht in die bereits gefräste Nut hineinzukippen.
Wenn die Nut fertig ist, können Sie die Gratleiste fräsen, also das Gegenstück. Halten Sie die Stirnfläche des dafür vorgesehenen Holzes an das Ende der Nut, so dass es seitlich vermittelt ist und die Unterkante mit dem Nutgrund fluchtet. Nun können Sie mit dem Bleistift die Konturen der Nutwangen auf die Stirnfläche übertragen. Gefräst wird die Leiste am besten von unten. Falls Sie einen entsprechenden Maschinentisch besitzen, spannen Sie die Fräse dort ein. Falls nicht, besorgen Sie sich möglichst eine solche Halterung.
Die Ausführenden im gezeigten Beispiel haben hier eine Halterung mit zwei Dachlatten improvisiert. Die Fräse liegt mit dem zugehörigen Parallelanschlag darauf auf, mit dem auch die seitliche Frästiefe bestimmt wird. Achtung: Die Fräse muss in einem solchen Fall sicher fixiert werden – ein wegkippendes Werkzeug mit schnelldrehendem scharfem Fräser ist gefährlich, und auch mit einer stabilen Befestigung ist hier noch genug Gefahrenpotenzial vorhanden. Greifen Sie also möglichst zu einem mit allen notwendigen Sicherheitsvorrichtungen ausgestatteten Frästisch – die gezeigte Lösung ist und bleibt provisorisch, die Benutzung geschieht auf eigene Gefahr!
Sind die Querfriese fertig gefräst, schiebt man sie probeweise in die Nut. Sie sollten stramm darin sitzen, ohne mit Gewalt eingetrieben werden zu müssen. Passt alles, nehmen Sie die Friese wieder heraus, schneiden nun den Laden auf seine endgültige Höhe zu und schleifen dann die Läden glatt. Brechen Sie auch alle außenliegenden Kanten, um spätere Verletzungsgefahren an den fertigen Läden zu vermeiden. Zum Kantenbrechen können Sie einen Handhobel, einen Schleifklotz mit Schleifpapier oder einen elektrischen Schleifer verwenden.
Nach dem Schleifen schieben Sie die Querfriese endgültig in die Gratnuten und verschrauben sie mit den Hölzern. Die Löcher für die Schrauben bohren Sie im Durchmesser des Schraubenkerns vor und senken sie an, damit die Schraubenköpfe bündig eingedreht werden können. Achten Sie darauf, die Verschraubungen außerhalb der Mittelachsen der Friese zu platzieren, denn in deren Mitte wird später von der anderen Seite her das Ladenband angeschraubt – die Schrauben sollten einander nicht ins Gehege kommen.
Fensterläden fertigstellen
Nun drehen Sie den Fensterladen herum, so dass er auf den Querfriesen liegt. Zum Befestigen der Ladenbänder wird jeweils die Mitte der Querfriese auf die jetzt oben liegende Fläche übertragen. Ziehen Sie dort rechtwinklig zur Längskante des Holzes eine Bleistiftlinie. Sie markiert den Verlauf des jeweiligen Bandes. Legen Sie es so auf das Holz, dass Sie durch die Befestigungslöcher hindurch die eben gezogene Linie sehen und das Ladenband nach außen übersteht. Wie weit es überstehen muss, hängt von der Dicke des Ladens und dem Durchmesser der Bandrolle ab (das ist der rundgebogene Teil, der später auf den Kloben gesteckt wird). Dieses Maß gibt in der Regel der Hersteller des Bandes an, in unserem Fall betrug es 55 mm.
Markieren Sie durch die Befestigungslöcher die genauen Schraubpositionen. Nun werden Löcher für die Schrauben gebohrt. Sie besitzen den Schraubendurchmesser und gehen komplett durch Laden und Querfriese hindurch. Damit beim Bohren das Holz auf der Unterseite nicht ausreißt, spannen Sie dort eine Zulage aus Holz dagegen. Stecken Sie nun die Schrauben durch das Ladenband und das Holz und überprüfen Sie so, dass Sie korrekt gebohrt haben.
Ehe Sie die Bänder endgültig befestigen, werden die Fensterläden angestrichen, um sie wetterfest zu machen. Dazu eignen sich deckende Lacke ebenso wie Lasuren – Hauptsache, die Farbe ist für Holz und für den Außeneinsatz geeignet. Wählen Sie den Farbton sorgfältig aus, denn die Fensterläden beeinflussen die Fassade Ihres Hauses optisch recht deutlich. Ansonsten ist hier erlaubt, was gefällt. Bringen Sie die Farbe in mehreren dünnen Schichten auf das zuvor sorgfältig entstaubte Holz auf.
Nachdem der Anstrich völlig getrocknet ist, schrauben Sie die Ladenbänder an. Dafür werden die Schlossschrauben durch die Bänder und das Holz gesteckt und auf der Gegenseite mit Unterlegscheiben und Muttern fixiert. Außerdem können Sie jetzt die ebenfalls angestrichene Schlagleiste am Rand eines der Flügel anschrauben – sie verdeckt die Mittelfuge zwischen den Läden.
Montage an der Hauswand
Welche Befestigungsmittel Sie für die Kloben verwenden und wie Sie die Fensterläden dann einbauen, hängt unter anderem vom Wandbaustoff des Hauses ab. Lassen Sie sich im Baumarkt oder im Fachhandel dazu beraten. Sie sollten dazu wissen, wie (und woraus) die Mauer aufgebaut ist und wie schwer die Fensterläden sind. Im hier gezeigten Beispiel wurden die Kloben mit Montagemörtel in Bohrlöchern befestigt.
Ganz gleich, welche Befestigungsmittel Sie wählen, empfiehlt es sich in der Regel, die beiden zusammengehörigen Läden mit an den Querfriesen aufgeschraubten Leisten provisorisch zu einer Einheit zu verbinden. Dann können Sie sie zusammen in die Laibung heben und unterhalb der Ladenbandrollen die Bohrpunkte für die Kloben markieren. Anschließend wird dort in der benötigten Tiefe und zum Befestigungsmittel passendem Durchmesser gebohrt – in der Regel reicht dafür eine Schlagbohrmaschine. Nach dem Bohren entfernen Sie durch Ausblasen den Bohrstaub aus den Löchern.
Hier wurden im Anschluss die Kloben mit Klebeband an den Bändern befestigt, so dass die Gewinde der Kloben Richtung Hauswand zeigten. Nach dem Einbringen des Klebemörtels in die Bohrlöcher konnten dann alle Kloben gleichzeitig in die Löcher eingesetzt und die Läden bis zum Aushärtend es Mörtels abgestützt werden. Sollen dagegen die Kloben in einen geeigneten Dübel eingeschraubt werden, befestigt man sie auf diese Weise am Mauerwerk und hängt anschließend die beiden nun wieder getrennten Läden in die Kloben ein.
Zum Schluss öffnen Sie die Läden vollständig und markieren etwas unterhalb der Unterkante außen die Positionen der Ladenfeststeller, die die Fensterläden im geöffneten Zustand sicher an der Hauswand halten. Sind sie befestigt, schließen Sie die Läden und bringen innen den Ladenverschluss an, der sie im geschlossenen Zustand sichert. [ha]
Fotos: GAH-Alberts
Lesen Sie auch diese Beiträge: