Holzverbindungen kleben

Der traditionelle Weißleim ist bei der Holzbearbeitung nicht immer das Maß aller Dinge. Wenn bei einzelnen Projekten beispielsweise beschichtete Flächen, Metall- oder Kunststoffteile ins Spiel kommen oder eine Feuchtebelastung zu erwarten ist, braucht es andere Mittel.
Unterschiedliche Funktionsprinzipien
Klebstoffe funktionieren nach sehr unterschiedlichen Prinzipien und können in der Holzwerkstatt manches Problem lösen. Von Bedeutung sind hier vor allem drei Gruppen: Die Nassklebstoffe, die Reaktionsklebstoffe und die abkühlenden Klebstoffe.
Nassklebstoffe und abkühlende Klebstoffe härten auf physikalischem Weg: Entweder verflüchtigt sich ein Lösemittel, oder der Kleber wird beim Abkühlen fest. Reaktionsklebstoffe hingegen härten durch einen chemischen Prozess, an dem mehrere Substanzen beteiligt sind.
Heiße Verbindungen
Beginnen wir mit den abkühlenden Klebstoffen. Sie sind für private Verwender vor allem in Form von Heißklebern auf der Basis von Ethylenvinylacetat (EVA) verfügbar, die als Klebe-Sticks verkauft und in preiswerten Heißklebepistolen verarbeitet werden. Diese Pistolen bestehen aus einem Griff, einer Vorschubeinrichtung und einem Heizelement in der Klebedüse. Entsprechend einfach ist die Anwendung: Die Sticks werden an die Düse vorgeschoben, dort angeschmolzen und aufs Werkstück aufgetragen.

Die technischen Probleme kann man in einigen Fällen dadurch abmildern, das man die Werkstücke erwärmt, aber das bleibt eine Maßnahme für Einzelfälle. In der Regel werden Privatanwender deshalb Schmelzkleber für punktuelle Verbindungen verwenden, die mechanisch nicht sehr belastet werden.
Achtung: EVA-Schmelzkleber sind nicht wasserbeständig und empfindlich gegen extreme Temperaturen. Damit verklebte Teile sollten deshalb nur innen bei Temperaturen zwischen -5 und 60 °C verwendet werden.
Trocknende Klebstoffe
Zu den trocknenden Klebstoffen gehören einerseits die Dispersionskleber, bei denen die eigentlichen Klebepartikel in Wasser fein verteilt sind. Der in der letzten Folge behandelte Holzleim gehört dazu. Zum anderen fallen darunter Klebstoffe, in denen die klebenden Substanzen gelöst sind, oft in organischen Lösemitteln.
Zu den Dispersionsklebern zählen neben PVAc-Leim auch Montagekleber, die meist aus der Kartusche verarbeitet werden. In beiden Fällen muss man berücksichtigen, dass das Lösemittel Wasser nur langsam verdunstet. Die zu verklebenden Teile müssen also bis zur handfesten Haftung fixiert werden. Außerdem verdunstet der größte Teil des Wassers durch das verklebte Material hindurch. Eine der Klebeflächen muss deshalb offenporig sein. Bei zwei geschlossenen Oberflächen – etwa bei beschichteten Platten – kann man auf sogenannte silanvernetzende Montagekleber zurückgreifen.
Organische, leicht flüchtige Lösemittel verdunsten schneller als Wasser. Das erleichtert die Verarbeitung, da nur relativ kurze Trockenzeiten einzuhalten sind. Allerdings sind die Lösemitteldämpfe meist gesundheitsschädlich, so dass immer auf eine gute Belüftung zu achten ist. In der Holzwerkstatt kommen lösemittelhaltige Nasskleber seltener zum Einsatz – meistens dann, wenn Punktverklebungen mit niedrigen Ansprüchen an die Haltbarkeit anstehen oder wenn am Werkstück Kunststoff-Elemente verarbeitet werden sollen.

Chemische Reaktionen
Eine große Gruppe von Klebstoffen härtet durch eine chemische Reaktion aus. Entweder werden dazu zwei Komponenten gemischt, oder die chemische Reaktion wird durch Stoffe aus der Umgebung ausgelöst.
Das trifft etwa bei Sekundenklebern zu. Diese Kleber reagieren mit der Luftfeuchtigkeit. Sie sollte deshalb zwischen 40 und 80 Prozent liegen. Bei geringerer Luftfeuchtigkeit härtet der Kleber nur verzögert, bei höherer kann es zur plötzlichen Härtung kommen, die jede Korrektur unmöglich macht – normalerweise lässt sich die Position der Teile noch einige Sekunden nach dem Fügen korrigieren. Verwendet werden Sekundenkleber für punktförmige Verklebungen von Zierteilen. Flächige Verbindungen sind damit kaum möglich, dafür wäre der Kleber auch zu teuer.

Fazit
Beim Verbinden von Holzelementen wird man in den meisten Fällen nach wie vor mit PVAc-Weißleimen arbeiten. Die anderen, physikalisch oder chemisch abbindenden Klebstoffe können dort Probleme lösen, wo der klassische Holzleim überfordert ist. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn Holz mit anderen Materialien wie Metall, Kunststoff, Gummi oder Glas verbunden werden soll oder wenn man Holzwerkstoffplatten mit beschichteten, dichten Oberflächen verarbeitet. [ha]
Polyurethan-Klebstoffe
Beliebt waren lange Zeit – vor allem bei Modellbauern, aber auch für andere Holzkonstruktionen im Außenbereich – die ein- und zweikomponentigen Klebstoffe auf Polyurethan-(PU-)Basis. Diese Kleber sind verhältnismäßig unkompliziert anzuwenden, sind feuchtebeständig und wärmeresistent.
Seit dem 1. Dezember 2010 hat sich die Situation für Privatanwender deutlich geändert: Da etliche PU-Kleber sogenannte Diphenylmethandiisocyanate (MDI) enthalten, dürfen sie nur noch von geschultem Fachpersonal an qualifizierte Anwender verkauft werden, die Selbstbedienung ist ausgeschlossen. Beim Verkauf an Privatleute müssen die Verkäufer Namen und Anschrift festhalten und ausführlich über die Gefahren des Materials aufklären. Der Grund: MDI ist als krebsverdächtig eingestuft.
Diese Entwicklung führte dazu, dass mehrere Hersteller PU-Kleber aus ihren Endverbraucher-Sortimenten entfernten, ähnlich reagierte der Handel. Eine Änderung der Situation ist erst wieder zu erwarten, wenn MDI-freie Polyurethan-Kleber auf breiter Basis verfügbar sind. [ha]
Fotos (v.o.n.u.): Henkel (2), Industrieverband Klebstoffe, Hans Altmeyer

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