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Papier, Gewebe oder Vlies:

Schleifmittel für die Holzbearbeitung



(Foto: Makroaufnahme Schleifpapier Körnung 40)

Schleifen muss man bei der Holzbearbeitung immer wieder, sei es, um Holzflächen zu glätten oder um einen optimalen Lackaufbau zu erzielen. Wichtig dabei ist die Wahl des richtigen Schleifmittels – und hier gibt es mehr zu entscheiden, als nur die passende Korngröße für die jeweilige Aufgabe zu wählen.





Schleifmittel wählen


Holzbearbeiter legen beim Schleifen meist Wert auf zwei Eigenschaften: Der Schliff soll die richtige Balance zwischen Oberflächengüte und Material­abtrag halten, und das Schleifmittel soll lange durchhalten, ehe es gewechselt werden muss. Natürlich hängt beides auch von der Handhabung und dem verwendeten Schleifgerät ab, doch man macht sich das Leben leichter, wenn man auch das richtige Schleifmittel wählt. Denn dessen Eigenschaften bestimmen Oberfläche, Abtrag und Gebrauchsdauer entscheidend mit.


Die Wahl des Korns


Die Körnung eines Schleifpapiers dürfte den meisten Anwendern als Kriterium vertraut sein. Sie sagt etwas darüber aus, wie groß die einzelnen Mineralkörper sind, die auf den Träger aufgebracht sind. Körnung 80 bedeutet beispielsweise, dass die größten Körner durch ein Sieb passen, das 80 Maschen pro Zoll aufweist. Je kleiner die Zahl, desto gröber also das Korn. Da die Maschen unterschiedlich dick sein und mit unterschiedlichen Methoden gemessen werden können, bestehen bei der tatsächlichen Korngröße Unterschiede.

In Europa wird meist die Norm des zuständigen Herstellerverbands FEPA verwendet. Bei Schleifpapieren ist sie mit einem vorangestellten P gekennzeichnet – in unserem Beispiel also P80.
In der Holzwerkstatt ist man mit einem Papiersortiment in den Körnungen P60, 80, 100, 120, 180 und 240 für die meisten Zwecke gut versorgt.

Körnung
nach FEPA
EigenschaftEinsatz in der Holzwerkstatt
P6 bis P30sehr grob bis grobeher ungebräuchlich; sehr selten zum Formen von Hölzern verwendet
P30 bis P80mittelEinebnen von Flächen, Brechen von Kanten, Beischleifen überstehender Holzdübel u. ä.
P100 bis P180feinVorbereitungs- und Zwischenschliffe bei der Oberflächen-Behandlung
P220 und feinersehr feinVeredeln von Oberflächen, beispielsweise bei der Hochglanz-Lackierung



Struktur der Streuung


Die Schleifpapiere unterscheiden sich nicht nur in der Korngröße. Einen Einfluss auf die Gebrauchstauglichkeit, und hier wiederum auf die Standzeit, hat auch die Dichte, in der das Trägermaterial mit den kleinen Schleifkörpern bestreut ist.

offene, halboffene und geschlossene Streuung
Die Körner können dabei mit (im Verhältnis zu ihrer Größe) recht großen Abständen aufgebracht sein. Dann spricht man von einer offenen Streuung. Sie können aber auch dicht an dicht auf dem Papier sitzen. In der Grafik links sieht man die Verteilung der Schleifkörner auf dem Träger: oben die offene, in der Mitte die halboffene und unten die geschlossene Streuung.Dann handelt es sich um eine geschlossene Streuung. Welchen Unterschied macht das nun beim Schleifen?

Je dichter die Körner auf dem Träger sitzen, desto eher setzen sich die Abstände dazwischen mit Schleifstaub und Holzbestandteilen zu. Das bedeutet: Weiche und harzige Hölzer wie etwa Fichte/Tanne bearbeitet man am sinnvollsten mit einer offenen Streuung. Je härter und harzärmer ein Holz ist, desto geschlossener darf die Streuung sein.

Leider werden von den Herstellern die Begriffe teils unterschiedlich verwendet. Was beim einen schon als geschlossen angeboten wird, kann beim anderen „halboffen“ heißen. In dieser Situation ist es praktisch, wenn Sie einen gut sortierten Fachhändler ansprechen können, der die richtige Qualität empfiehlt.


Schleifkörner: Materialien


Bei den meisten Standard-Schleif­papieren, die Sie beispielsweise in Baumärkten kaufen können, haben Sie kaum eine Auswahl, was die Körner betrifft, mit denen geschliffen wird. Es handelt sich in aller Regel um Korund, ein sehr hartes Mineral. Eine natürlich vorkommende Mischung aus Korund und weiteren Mineralien wird Schmirgel genannt – daher stammt die traditionelle Bezeichnung Schmirgelpapier.

Heute wird Korund zum Schleifen in verschiedenen Qualitäten synthetisch hergestellt. Sie unterscheiden sich – ebenso wie andere Schleifmaterialien, etwa Siliziumkarbid oder Aluminiumoxid – in Härte und Zähigkeit. Für Privatanwender lohnt es sich nicht, hier tiefergehende Materialkunde zu betreiben. Sie sollten aber trotzdem beim Einkauf beachten, dass die Hersteller aus guten Gründen bestimmte Schleifmittel-Sorten für bestimmte Anwendungen empfehlen – und diese Empfehlungen beherzigen.


Träger: Papier, Textil & Co


Am verbreitetsten sind Papierträger. Sie werden in 7 Klassen eingeteilt (A bis F und T) und unterscheiden sich in Flächengewicht und Dicke. Die dünnsten und leichtesten Papiere haben ein Gewicht von 90  g/m2, das entspricht etwa einem normalen Schreibpapier. Grobe Körnungen brauchen einen kräftigeren Träger, weil hier eine höhere mechanische Belastung einwirkt. Feine Körnungen kommen mit einem dünneren, leichteren Trägerpapier aus.

Es gibt jedoch Einsatzbedingungen, unter denen ein Papierträger hoffnungslos überfordert wäre. Deshalb bestehen etwa die Träger bei Schleifbändern für elektrische Bandschleifer meist aus Baumwollgewebe, zuweilen auch aus Polyester. Diese textilen Träger sind stabiler und reißfester als Papier.

Bei manchen Einsätzen ist es sehr mühsam, mit Schleifpapieren zu arbeiten – etwa wenn man mit mittleren Körnungen Wölbungen oder Vertiefungen bearbeiten möchte. Dann ist das Papier oft zu steif, bei feineren Körnungen reißt es gerne oder verknickt. In diesen Fällen bieten sich Schleifschwämme und die dünneren, ähnlich aufgebauten Schleifmatten an.
Schleifvliese unterschiedlicher Feinheit
Sie bestehen aus einem Schaumstoff-Körper, auf den die Schleifkörner meist auf mehreren Seiten aufgebracht sind.

Schleifschwämme passen sich dem Untergrund optimal an und sind beim Bearbeiten unregelmäßiger Formen eine wertvolle Hilfe. Zudem kann man mit ihnen nicht den Fehler begehen, durch zu starken Druck oder Verkanten eines Schleifklotzes Riefen in die Oberfläche zu schleifen.

Ähnliches gilt für Schleifvlies (Foto rechts). Es besteht aus ineinander gewalkten Fasern und besitzt keine Schleifkörner. Faser-Schleifvliese bieten einen großen Vorteil: Sie setzen sich kaum zu und behalten ihre „Schärfe“ über längere Zeit. Dafür verlieren sie zuweilen Fasern, und sie sind nicht so fein abgestuft erhältlich wie Schleifpapiere. Zum Glätten runder Formen, etwa beim Drechseln, eignen sie sich sehr gut.


Hand oder Maschine?


Das Schleifen mit Maschinenkraft ist rationeller und komfortabler als die Handarbeit. Was den Aufbau der Schleifmittel betrifft, sind die Unterschiede jedoch gering. Lediglich die Papierträger sind tendenziell dicker, da sie mehr Kraft aushalten müssen.

Abgesehen davon, dass Sie die zur jeweiligen Maschine passende Größe benötigen, müssen Sie vor allem auf die richtige Lochung achten. Die meisten Schwing- und Exzenterschleifer saugen heute Staub durch die Schleifplatte ab, die Zahl und Anordnung der Löcher unterscheidet sich dabei je nach Fabrikat. Auf der sicheren Seite sind Sie mit dem Originalzubehör des Herstellers, bei Billigware vom Discounter können Sie nicht sicher sein, dass die Lochung passgenau eingebracht ist. Bei der Flauschbeschichtung, die Schleifblätter und -vliese für Maschinen per Klett­haftung am Schleifteller hält, gibt es keine praxisrelevanten Unterschiede.

Bei Schleifbändern für Bandschleifer ist auf die richtige Länge und Breite zu achten – im Fachhandel finden sich oft mehrere Dutzend Formate. Auch hier ist von Billigangeboten abzuraten, ebenso vom Selbstkonfektionieren aus Rollenware – die erforderliche Klebetechnik ist nicht trivial, und die Unfallgefahr durch einen Bandriss hoch.

Ansonsten müssen Sie beim Einkauf auch hier auf die passende Körnung und die materialgerechte Streuung achten. Wenn Sie dann bei der Arbeit mit Bedacht und wohldosiertem Druck ans Werk gehen, sind Sie auf dem besten Weg zu einer hochwertige Oberfläche. [ha]


Fotos, Grafik: Hans Altmeyer
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