Garagendach selbst begrünen
Mit jedem Gebäude wird ein Stück Boden versiegelt. Hier wachsen keine sauerstoffproduzierenden Pflanzen mehr, Wasser kann nicht versickern. Mit einer Dachbegrünung kann man jedoch ein Stück Natur zurückgewinnen. Außerdem hat ein Gründach weitere handfeste Vorteile: Es wirkt im Raum darunter temperaturausgleichend, schützt die Dachhaut und sieht sehr attraktiv aus. Wie Sie ein Garagendach im Rahmen einer sogenannten Extensivbegrünung selbst begrünen, zeigt Ihnen unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Übersicht
- Benötigtes Material und Werkzeug
- Bauliche Voraussetzungen und Planung
- Tipp: Sicherheit beachten
- Aufbau von Schutzschichten und Dränage
- Substrat aufbringen und bepflanzen
- Tipp: Dachbegrünung kontrollieren
Dach begrünen Schritt für Schritt
Das brauchen Sie
Materialien und Werkzeuge:
- Wurzelschutzfolie, Schutzvlies, Dränageplatten, Filtervlies
- Kontrollschacht mit Deckel für den Dachablauf
- Substrat für Extensivbegrünung, Kies 16-22 bzw. 16-32 mm für Randstreifen
- Samenmischung für Gründächer und/oder Sedumsprossen und/oder Sedumpflanzen
- Schere oder Cuttermesser, Rechen, Eimer, Gießkanne
Planen und vorbereiten
Ehe Sie ein Garagendach begrünen, müssen Sie sicherstellen, dass es die zusätzliche Belastung durch Pflanzsubstrat und Pflanzen auch tragen kann. Die Materialien sind schwer, vor allem dann, wenn sie nach einem Regen durchfeuchtet sind. Das Dach sollte deshalb über seine ohnehin notwendige Tragfähigkeit hinaus pro Quadratmeter eine zusätzliche Last von etwa 100 kg tragen können. Bei einer neu zu errichtenden Garage kann das gleich beim Bau berücksichtigt werden. Ein bestehendes Gebäude muss von einem Statiker begutachtet werden, der die möglichen und zulässigen Lasten berechnet und bei Bedarf Maßnahmen für eine Verstärkung vorschlägt.
Außerdem sollte das Dach eine Neigung von 0 bis maximal 5° aufweisen. Für stärker geneigte Dächer gibt es ebenfalls Lösungen, jedoch ist die Vorgehensweise dabei eine andere. Die hier gezeigte Anleitung gilt allein für Flachdächer.
Natürlich muss das Dach dicht sein. Wie die Dichtungskonstruktion aufgebaut sein muss, hängt von der Nutzung der darunter befindlichen Räume ab. Sind sie bewohnt oder befindet sich dort beispielsweise Ihre Heimwerkstatt mit teuren Maschinen, muss eine wurzelfeste Dachabdichtung verlegt werden, die den Vorgaben der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) entspricht. Besprechen Sie das mit einem Dachdeckerbetrieb, der entsprechende Erfahrungen vorweisen kann.
Sind diese Voraussetzungen geklärt, nehmen Sie Maß und fertigen eine Liste der benötigten Materialien an. Praktisch sind Komplettsets wie das hier verwendete, da man dann für den Einkauf lediglich die Flächengröße und die Dachneigung kennen muss. Falls Sie Materialien einzeln besorgen, achten Sie auf die notwendige Überlappung beim Verlegen – sie ist bei den einzelnen Arbeitsschritten jeweils angegeben.
Tipp: Achten Sie auf Ihre Sicherheit!
Auch wenn eine Garage meist nur wenige Meter hoch ist, kann ein Sturz ernsthafte Verletzungen zur Folge haben. Halten Sie sich deshalb an folgende Regeln:
- Seien Sie sich immer der Höhe bewusst, in der Sie arbeiten.
- Bewegen Sie sich vor allem am Dachrand sehr umsichtig.
- Sichern Sie Aufstiegshilfen wie Leitern und ggf. sich selbst.
- Lassen Sie keine Materialien oder Werkzeuge als Stolperfallen herumliegen.
Aufbau von Schutzschichten und Dränage
Zunächst kehrt man das Dach gründlich ab. Vor allem dürfen keine spitzen Gegenstände wie beispielsweise scharfkantige Steinchen auf der Fläche zurückbleiben. Sie könnten die darauf verlegte Wurzelschutzfolie beschädigen. Diese Folie besteht aus Polyethylen (PE) und soll das Eindringen von Wurzeln in die Dachabdichtung verhindern.
Breiten Sie die Wurzelschutzfolie vollständig aus und lassen das überschüssige Material gleichmäßig über die Dachränder hängen. Am besten voran kommt man dabei zu zweit. Ist das Dach so groß, dass eine zweite, dritte oder weitere Folie benötigt wird, müssen die einzelnen Bahnen sich um ca. 150 cm überlappen. Liegt die Folie glatt und faltenfrei, schneiden Sie sie so zu, dass sie am Rand an der umlaufenden Einfassung des Dachs hochgeführt wird. Befindet sich darauf eine Blechabdeckung, können Sie die Folienränder unter diese Verwahrung stecken.
Der Dachablauf muss natürlich frei und funktionsfähig bleiben. Schneiden Sie deshalb an dieser Stelle eine Öffnung in die Wurzelschutzfolie, die der Öffnungsweite des Ablaufs entspricht.
Auf die Folie folgt ein Schutzvlies, das die Folie von der Dränage trennt. Beginnen Sie an einer Längsseite des Dachs mit dem Ausrollen der Vliesbahnen. Auf die an den Rändern mit Überhang verlegte erste Bahn folgt die nächste mit etwa 10 cm Überlappung. Auch das Vlies sollte glatt und faltenfrei liegen. An den Rändern wird es auf das gleiche Maß wie die Wurzelschutzfolie gekürzt und ebenso verwahrt. Und auch hier muss die Ablauföffnung in Größe der Öffnungsweite ausgeschnitten werden.
Im nächsten Schritt verlegt man die Dränageplatten. Sie nehmen später Wasser auf, das durch das Substrat nach unten sickert. Achten Sie darauf, dass die richtige Seite nach oben zeigt – sie ist an den Entwässerungsschlitzen und am Aufdruck zu erkennen. Die Platten sollten einander seitlich um einige Zentimeter überlappen. Und Sie kennen des schon: Die Ablauföffnung des Dachs wird wieder freigeschnitten.
Als letzte Schicht des Unterbaus folgt nun ein Filtervlies. Dieses Vlies verhindert, dass mit dem Regenwasser Feinstoffe in die Dränageplatten geschwemmt werden und die Dränage nach und nach zusetzen. Legen Sie das Vlies straff auf den Dränageplatten aus. Werden mehrere Bahnen verlegt, überlappen sie sich um ca. 10 cm. Auf die Endgröße zugeschnitten wir das Filtervlies jetzt noch nicht. Noch etwas vergessen? Ja: Die Ablauföffnung muss wieder freigeschnitten werden.
Nun kann der Kontrollschacht auf die Ablauföffnung gesetzt werden. Darauf fixiert man mit zwei Schrauben den Schachtdeckel. Um den Kontrollschacht herum legen Sie einen etwa 30 bis 50 cm breiten Kiesstreifen an, ebenso entlang den Dachrändern. Dafür benötigen Sie Kies der Körnung 16-32 bzw. 16-22 mm. Machen Sie sich keine Gedanken darüber, dass das Dach in diesen Bereichen kahl bleiben könnte – viele Sedumpflanzen neigen dazu, sich auszubreiten, so das nach einiger Zeit auch der Kiesstreifen grün wird.
Substrat ausbringen und Pflanzen setzen
Nun ist ein wenig Schwerarbeit gefragt: Die Säcke mit dem Substrat müssen aufs Dach geschafft werden. Hierbei handelt es sich um ein spezielles, mageres Substrat, das für die Extensivbegrünung gedacht ist. Damit ist die Anlage eines Gründachs mit anspruchslosen Pflanzen gemeint, die mit mageren Böden zurechtkommen und auch einmal einige Wochen ohne Wasser überstehen. Das Substrat besteht deshalb nicht nur aus Erde, sondern auch aus Beimischungen von Lavagestein und Bims. Diese Bestandteile speichern Wasser, enthalten aber keine Nährstoffe. Im Unterschied zu intensiv begrünten Dächern hält sich der Pflegeaufwand bei einer extensiv begrünten Fläche in sehr engen Grenzen.
Sind alle Substratsäcke auf dem Dach, verteilen Sie sie gleichmäßig, schneiden sie auf und schütten das Substrat aus. Anschließend wird das Substrat mit einem Rechen auf der Dachfläche verteilt und geebnet. Die Substratschicht sollte anschließend eine Dicke von 6 bis 8 cm aufweisen. Dafür brauchen Sie etwa 70 Liter Substrat pro Quadratmeter.
Ist mehr Substrat vorhanden, als Sie für die genannte Schichtdicke brauchen, haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder machen Sie die Schicht gleichmäßig dicker, oder Sie bilden flache Hügelchen. Eine Dachbegrünung muss nicht topfeben sein. Behalten Sie dabei aber die Dachlast im Hinterkopf. Das Extensivsubstrat von Optigrün wiegt beispielsweise etwa 13 kg je Quadratmeter und Zentimeter Schichtdicke. Die muss das Dach tragen können.
Nachdem das Substrat ausgebracht ist, können Sie auch das Filtervlies endgültig zuschneiden: Schneiden Sie es knapp über der Oberfläche des Kieses bzw. des Substrats ab.
Nun ist das Dach endlich bereit zum Bepflanzen oder Besäen. Hier haben Sie sehr viele Möglichkeiten. Die Klassiker auf dem Gründach sind Sedumpflanzen. Das sind Dickblattgewächse, die genügsam sind und einen gewissen Wasservorrat speichern können. Aber auch etliche weitere Grün- und Blühpflanzen sowie eine Reihe von Küchenkräutern und Gewürzen eignen sich für die Besiedlung eines Dachs. Versuchen Sie beispielsweise einmal Schnittlauch zu säen. Es wird über Jahr hinweg immer wiederkommen und bringt mit seinen violetten Blütenständen ein wenig Abwechslung in das Gelbspektrum, in dem sich sehr viele Sedumblüten zeigen.
Bepflanzen können Sie das Dach auf dreierlei Arten, die sich auch kombinieren lassen: Zum einen können Sie kleine Pflanzen mit Ballen setzen. Das funktioniert während der gesamten Vegetationsperiode recht gut. Zum anderen können Sie Pflanzen aussäen. Das gelingt sehr gleichmäßig, wenn Sie den Samen mit etwas feinem Sand vermischen – dann lässt er sich besonders einfach verstreuen. Die dritte Möglichkeit besteht im Ausstreuen von Sedumsprossen, die dann Wurzeln treiben und im Substrat anwachsen. Die Begrünung mit Sedumsprossen gelingt am besten im Mai und im Oktober, denn dann sind die Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse dafür am günstigsten.
Wie auch immer Sie die Bepflanzung durchführen: Achten Sie darauf, dass Sie nicht die gesamte Fläche einheitlich und regelmäßig bepflanzen oder besäen. Das wirkt zu homogen und damit schnell langweilig. Lassen Sie ruhig einzelne Sorten Inseln bilden, legen Sie Straßen an oder zufällig verteilte Areale. Vor allem, wenn Sie wie oben beschrieben kleine Hügel gebildet haben, erhalten Sie auf diese Weise ein sehr lebendiges und abwechslungsreiches Bild.
Wenn Sie gesät oder Sprossen gestreut haben, wässern Sie das Dach anschließend gründlich, bis die Begrünung vollständig durchfeuchtet ist. Sie erkennen das leicht daran, dass Wasser in den Dachablauf fließt. Anschließend halten Sie das Substrat einige Wochen lang immer feucht, bis die Samen gekeimt oder die Sprossen bewurzelt sind. [ha]
Tipp: Ablauf und Dach regelmäßig kontrollieren
Wenn die Pflanzen auf dem Dach sich wohlfühlen, breiten sie sich aus. Das gilt auch für die Kiesbarriere am Dachrand entlang und rund um den Ablauf. Das ist nicht weiter tragisch – im Gegenteil. Den Ablauf sollten Sie trotzdem einmal jährlich kontrollieren, vor allem dann, wenn er nur durch einen offenen Korb geschützt ist wie auf dem Foto links. Wenn Pflanzen dort hineinwachsen, können sie ihn im Extremfall irgendwann blockieren. Nach einigen Jahren werden Sie deshalb die Pflanzen in diesem Bereich entfernen müssen. Dann nutzen Sie am besten die Gelegenheit, den Kies rund um den Abfluss auszuräumen, in einem Eimer mit Wasser zu waschen und wieder anzuschütten.
Ebenfalls einmal im Jahr sollten Sie das Dach auf Fremdpflanzen überprüfen. Sie müssen dort kein Unkraut jäten, denn die meisten von außen her angesiedelten Wildkräuter überstehen es nicht, wenn im Sommer zwei oder drei Wochen Trockenheit herrschen. Und falls sie es überstehen, sind sie auf dem Dach als Bereicherung der Flora willkommen. Keinen Spaß verstehen sollten Sie aber mit Gehölzen wie Ahorn, dessen Flugsamen gerne auf Gründächern keimen. Kleine Baum- oder Strauchkeimlinge werden vorsichtshalber ausgerissen. Denn wachsen sie tatsächlich dauerhaft an, können sie mit der Zeit die Wurzelschutzschicht durchdringen und die Abdichtung des Dachs beschädigen. [ha]
Fotos: Optigrün (10, Aufmacher und Arbeitsschritte), Hans Altmeyer (7)
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