Pellets-Heizung soll Strom produzieren
02. September 2011 - 13:28 Haustechnik
Ein spannendes Projekt präsentiert ÖkoFEN, österreichischer Hersteller von Pelletsheizungen. Mit der Anlage ÖkoFEN_e soll zukünftig eine Heizung nicht nur Wärme, sondern auch Strom produzieren. Bekannt ist das Prinzip seit Jahren unter dem Stichwort Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Neu am ÖkoFEN-Ansatz: Statt der bisher verwendeten fossilen Brennstoffe wie Öl oder Erdgas soll nun in Form von Holzpellets ein nachwachsender Brennstoff gleichzeitig für Heizung und Stromgewinnung zuständig sein. Und anders als bei den üblichen Forschungs- und Entwicklungsprozessen der Industrie lässt der Hersteller die Öffentlichkeit bei der Fertigstellung des Systems zuschauen.
Doch von vorne: Das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung wird bereits längere Zeit vor allem in Industriebetrieben genutzt. Die dort eingesetzten Block-Heizkraftwerke (BHKW) erzeugen Strom und liefern gleichzeitig Wärme für Produktionsprozesse und Gebäudeheizung. Seit einer Reihe von Jahren werden BHKW in immer kleinerer Form gebaut. Die heute am Markt erhältlichen Mikro-BHKW lassen sich auch in Ein- oder Zweifamilienhäusern sinnvoll betreiben. Die Antriebsenergie ist in der Regel Gas oder auch Diesel bzw. Heizöl.
Ein BHKW arbeitet gewöhnlich mit einem Verbrennungsmotor, in größeren Anlagen kommen auch Gasturbinen zum Einsatz. Über einen Generator erzeugt der Motor Strom, die Abwärme kann als Heizenergie genutzt werden. Im ÖkoFEN_e wird dagegen ein sogenannter Stirling-Motor zum Einsatz kommen. Dieser Motor hat eine Besonderheit: Er wird nicht von innen befeuert wie beispielsweise die üblichen Motoren in Autos, sondern er bildet ein vollständig geschlossenes Modul, bei dem die Wärmezufuhr von außen erfolgt.
Schnitt durch einen Stirling-Motor. Die genaue Funktionsweise des von ÖkoFEN eingesetzten Motors finden Sie beim Hersteller Microgen anschaulich dargestellt.
Der große Vorteil dieser Konstruktion: Stirling-Motoren sind nicht auf eine bestimmte Art Brennstoff beschränkt, sondern können im Grunde mit allem angetrieben werden, was Wärme erzeugt. Es lag also nahe, in Verbindung mit Holzpellets dieses Prinzip zu verwenden. Umgekehrt bietet der Einsatz von Pellets als Brennstoff einerseits einen Preisvorteil, andererseits erlaubt er einen CO2-neutralen Betrieb der Anlage.
Die fertige Anlage wird elektrische Energie mit einer Leistung von 1 kW liefern, was den Bedarf eines Haushalts weitgehend abdecken kann. Außerdem wird sie Wärmeenergie in der Größenordnung von 10 bis 12 kW zur Verfügung stellen. Strom- und Wärmebedarf fallen jedoch nicht immer gleichzeitig im gleichen Ausmaß an. Damit nicht bei kontinuierlicher Stromproduktion ungenutzt Wärme verpufft, wird die Anlage wärmegeführt arbeiten. Das bedeutet: Das kleine Kraftwerk arbeitet immer dann, wenn Heizwärme benötigt wird. Den dabei entstehenden Strom verbraucht der Betreiber entweder selbst oder speist ihn ins öffentliche Netz ein und erhält dafür eine Vergütung – ähnlich wie bei einer Solaranlage, deren Strom man auch nicht vollständig selbst verbraucht.
Präsentation des Systems durch die ÖkoFEN-Geschäftsführer Herbert und Stefan Ortner (von links).
Eingesetzt wird das System zunächst in einem Feldversuch ab dem Herbst 2011. Nach dessen Abschluss und Auswertung soll dann das pelletsbetriebene Mikro-Kraftwerk ganz normal am Markt verfügbar sein. Zur Zeit rechnet man mit Kosten von 23 000 bis 25 000 Euro für die Pilotanlagen, doch wie immer bei technischen Innovationen werden wohl auch hier steigende Stückzahlen später für konkurrenzfähige Preise sorgen.
Den Erprobungsprozess können Sie auf verschiedenen Wegen mitverfolgen. Zentraler Anlaufpunkt ist die Seite www.okofen-e.com, auf der schon jetzt umfangreiche Informationen verfügbar sind. Dort findet sich ein vor wenigen Tagen gestartetes Blog mit Nachrichten rund um das Projekt, außerdem sind Präsenzen bei Facebook und Twitter vorhanden. [ha]
Fotos: ÖkoFEN; Grafik: Van helsing/Wikipedia (LIzenz: CC-BY-SA 3.0)
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